Schauspieler:

Theaterkollektiv Pièrre.Vers

www.theaerkollektiv.de

Schaf sehen.

Eine theatrale Verschwörungserzählung.
Text von Juliane Hendes

 
Auf einem Fachtag zum Thema Verschwörungserzählungen schildert Johanna die Geschichte ihres Zwillingsbruders Sebastian und begibt sich gedanklich an den Ort, an dem eben jener für sie verloren gegangen ist. Es ist der Hof »Zur hellen Sonne« – ein Ort an der Grenze zwischen alternativen Lebensideen und einer Welt voller Verschwörungstheorien. Schnell wird klar: Hier ist nichts so, wie es scheint. Vorurteile müssen abgeglichen und die eigene Meinung hinterfragt werden. Was ist und muss von der Meinungsfreiheit gedeckt sein und was ist gefährlich für unsere Staatsform?
 

Nach ihrer sehr erfolgreichen Vorjahresproduktion »Dunkeldorf«, die es bis auf die Shortlist des Theatertreffens 2024 geschafft hat, beschäftigen sich Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen und Autorin Juliane Hendes in »Schaf sehen.« mit Verschwörungserzählungen und ihren Auswirkungen auf unser Zusammenleben. Wie spricht man mit jemandem, der nicht mehr mit Argumenten zu erreichen ist? Wie reagiert man, wenn geliebte Menschen falsche bis völlig absurde Theorien verbreiten? Ein Teil der Bevölkerung hat sich aus dem demokratischen Diskurs bereits verabschiedet. Sind wir an dem Punkt, an dem unsere gesamte Gesellschaftsform in Gefahr ist? Und wenn ja, gibt es einen Weg zurück?

Mit Anna Magdalena Beetz, Julia Dillmann, Azizè Flittner, Daniel Fries, Jonathan Schimmer, Alexander Steindorf, Sandra Zawada sowie Claudia und Matilda Bellm und Willi Mannheim

Regie, Konzept: Christof Seeger-Zurmühlen
Raum, Kostüm: Susanne Hoffmann
Text, Dramaturgie: Juliane Hendes
Komposition und Sounddesign: Bojan Vuletić
Ton: Sandra Zawada, Roberto Alessio
Licht: Philippe Waldecker
Technische Beratung: Hans-Jürgen Müller
Technische Mitarbeit: Halgir Abdulkareem
Produktionsmitarbeit: Nastasia Radtke
Hospitanz: Mika Ludwig
Produktionsleitung: Melissa Müller
 

Dunkeldorf

Ein Stadtspiel
Text von Juliane Hendes nach wahren Begebenheiten in Düsseldorf

27. Juli 2000, 15:03 Uhr, Düsseldorf: Eine Bombe explodiert am S-Bahnhof Wehrhahn und verletzt zehn Menschen zum Teil schwer. Ein ungeborenes Kind stirbt. Die Opfer waren gerade erst ins Land gekommen, als Aussiedler:innen und sogenannte Kontingentflüchtlinge, viele von ihnen jüdischen Glaubens. Von einem Tag auf den anderen verloren sie durch diesen brutalen Gewaltakt ihre Hoffnungen, Perspektiven und das Gefühl von Sicherheit – bis heute. Seit dem verheerenden Anschlag vor mittlerweile 23 Jahren haben zwei große Ermittlungsphasen, ein Untersuchungsausschuss, ein Gerichtsverfahren und unzählige Diskussionen in der Stadtgesellschaft nur zu weiteren Fragen geführt. Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers bringt Akteur:innen der Stadtgesellschaft, die auf verschiedene Weise an der Aufarbeitung des Anschlags beteiligt waren und sind, in einem Kammerspiel zusammen. Alles Fiktion? Vertreter:innen von Polizei, Presse, Antifa und Betroffenen werfen in einem Prozess kollektiven Erinnerns noch einmal Fragen auf: Warum konnte die Tat nie aufgeklärt werden? War die Polizei auf dem rechten Auge blind oder hat die Presse mit ihrem medialen Feuer die Ermittlungen behindert? Machte es sich die Antifa zu einfach mit ihrem Fingerzeig nach rechts? Oder waren die Sachlage ebenso wie die Profile von Opfern und möglichen Täter:innen von Anfang an klar? Die Betroffenen schweigen, aber das beutetet nicht, dass sie keine Anliegen haben. Wer muss sich vor wem rechtfertigen? Wer darf wem Schuld zuweisen? Wer trägt Verantwortung? Warum vergessen, wann erinnern wir?

Mit Julia Dillmann, Azizè Flittner, Daniel Fries, Jonathan Schimmer, Alexander Steindorf sowie Julia Franken und Barbara Schröer

Regie, Konzept: Christof Seeger-Zurmühlen
Raum, Kostüm: Simone Grieshaber
Text, Dramaturgie: Juliane Hendes
Komposition: Bojan Vuletić
Video: Julia Franken & Barbara Schröer
Produktionsmitarbeit: Nastasia Radtke
Raum- und Kostümmitarbeit: Leonie Ohlow
Technische Koordination: Philippe Waldecker
Sounddesign: Philipp Kaminsky, Avelina Ost, Sandra Zawada
Produktionsleitung: Melissa Müller

Endstation Fern von hier

Eine immersive Stadtbewegung

Text von Juliane Hendes nach wahren Begebenheiten in Düsseldorf zwischen 1942 und 1945

1942, es herrscht Krieg in der Ukraine. Die junge Valentina muss hilflos mitansehen, wie deutsche Truppen auf brutalste Art und Weise in ihr Heimatland einmarschieren. Die Ukraine wird – wie zuvor schon Polen – von deutschen Truppen besetzt und die Bevölkerung zum Arbeitseinsatz gezwungen. Mit gerade einmal 17 Jahren wird Valentina  in das für sie völlig fremde Düsseldorf deportiert, um hier für die Firma Duewag zu arbeiten, die in Lierenfeld Straßenbahnwagen baut. Valentinas Geschichte ist eine von vielen. Über 20 Millionen Menschen wurden zwischen 1942 und 1945 auf deutsches Reichsgebiet deportiert, um den durch Tod und Kriegseinsatz eingetretenen Arbeitskräftemangel auszugleichen. Sie kamen unter anderem aus Holland, Polen, Weißrussland, Litauen, Italien, Frankreich und der Ukraine und hielten ein Land am Laufen, das über ihre Heimatländer Elend und Leid brachte. Mitten in der deutschen Gesellschaft, direkt vor den Augen der deutschen Bevölkerung, mussten sie Zwangsarbeit leisten.

Auf einer fiktiv-autobiografischen Reise fängt das Theaterkollektiv Pièrre.Vers die Stimme von Valentina ein, stellvertretend für die Millionen von Betroffenen. ›Endstation fern von hier‹ ist eine immersive Theaterproduktion, die deutsche Erinnerungspolitik hinterfragt: Wie kann es sein, dass es 20 Millionen Betroffene, aber im Grunde keine Erinnerung gibt? An wen wird erinnert und warum? Für welche Verbrechen wird die Verantwortung übernommen? Und welche Schicksale bleiben im Schatten des größten Verbrechens der Menschheit für immer ungehört?

Schwarz – helle Nacht

Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers setzt in »Schwarz-helle Nacht« anhand von Zeitzeug*innenberichten aus dem Archiv der Mahn-und Gedenkstätte die Stimmen jüdischer Bürger*innen Düsseldorfs zu den Geschehnissen des Novemberpogroms 1938 in Szene und führt das Publikum durch die Stadt zu Originalschauplätzen. An Orten des Geschehens trifft die Gegenwart auf die Vergangenheit. Dabei werden auch die Perspektiven von jüdischen Menschen heute beschrieben. Anschließend an die Vorstellung ist das Publikum zu einem Gespräch mit den beteiligten Künstler*innen und Historiker*innen eingeladen.

Die performative Tour durch die Stadt macht die Komplexität der Ereignisse rund um die Nacht des 9. Novembers 1938 in Düsseldorf sichtbar, hörbar und erfahrbar – und zwar ganz konkret, unmittelbar und mit großer Kraft.

 
Aktion:Aktion!

Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers beschäftigt sich erneut mit Düsseldorf in der Zeit des Nationalsozialismus. Aktion:Aktion! zeichnet anhand von Zeitzeugenaussagen die Ereignisse vom 16. und 17. April 1945 nach. Am historischen Schauplatz trifft die Vergangenheit auf die Gegenwart: Die Performance findet auf dem Hof des Polizeipräsidiums unter freiem Himmel statt, das Publikum wird mittels eines Kopfhörersystems mit den Akteur*innen verbunden. Aktion:Aktion! stellt Fragen, die bis heute aktuell sind: Ist jemand ein Held, wenn er sich am Ende einer erfolgreichen Karriere in einem Unrechtsregime gegen ebenjenes stellt – oder bleibt er Täter? Ist die Motivation für den Widerstand höher zu bewerten als die Tat selbst?Welchen Unterschied kann ein einzelner Mensch im Zusammenhang des großen Ganzen machen, damals und heute? Was ist das Erbe der Stadt Düsseldorf und wie beeinflusst es die Gegenwart?

 
Im Process

Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers setzt die erfolgreiche Arbeit an historischen und in der Stadt Düsseldorf verankerten Stoffen fort. Nach Schwarz-helle Nacht und Aktion: Aktion! taucht das Team um Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen und Autorin Juliane Hendes tief in das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte ein. Eindrückliche Zeug*innenaussagen stehen dem juristischen Aufarbeitungsanspruch gegenüber. Menschen, die nicht vergessen können, treffen auf jene, die sich nicht erinnern wollen. Auf der Basis wahrer Begebenheiten entwickelt sich nach und nach ein Schlaglichtgewitter aus Meinungen und Haltungen, die bis weit in die Gegenwart reichen. Sie verleihen dem heutigen Ringen um die Deutungshoheit über die Geschichte eine jahrzehnteweit reichende Dimension.


 

Sturm! Performance nach Shakespeare

www.prinzregenttheater.de > sturm

Prinz Regent Theater Bochum – Koproduktion mit kainkollektiv

Warten auf Prospero. Was geschieht, wenn, wenn der vertriebene Herzog von Mailand, der mächtige Zauberer, Prospero, seine Taten in DER STURM nicht mehr verantworten kann? Was denkt der Schauspieler, der Prospero spielen soll, wenn er mit den umwälzenden gesellschaftlichen Entwicklungen der jüngsten Zeit – Black Lives Matter, Klimakrise, CoVid-19 – konfrontiert wird? Welche Rolle soll darin einer kamerunischen Schauspielerin zukommen, in diesem Werk, indem es nur eine Frau gibt, die mundtot und minderjährig zwangsverheiratet wird und worin alle Indigenen als Ungeheuer oder Sklaven oder beides beschrieben werden?

In STURM! will das Bochumer kainkollektiv zusammen mit dem PRINZ REGENT THEATER und einem Team von drei Darsteller*innen Shakespeares berühmtes letztes Stück noch einmal und ganz neu erzählen. Das kainkollektiv arbeitet seit fast 10 Jahren von Bochum und NRW aus in internationalen Kooperationen, unter anderem mit Theatermacher*innen aus afrikanischen Ländern, insbesondere Kamerun und Madagaskar. In diesen Kooperationen sind große Arbeiten zur Kolonialgeschichte, zur Geschichte der Sklaverei und zum Afrofuturismus entstanden.

 
 

Das Schweigen der Dafne

www.dafne.online

Tanz/Musiktheaterstück nach Motiven aus Ovid Metamorphosen für eineTänzerin, einen Schauspieler und Kammermusik-Ensemble.

Ein Zweipersonenstück als Spagat der Gattungen, als experimentelle Begegnung mit ungewissem Ausgang. Apoll und Dafne treiben aufeinander zu. Was entsteht aus dieser Kollision? Bei Ovid folgt die Geschichte von Apoll und Dafne der Geschichte von der großen Sintflut. Ein Kontext, den Das Schweigen der Dafne ernst nimmt: Die Begegnung der Geschlechter nicht zu trennen von der Drohung der Sinnlosigkeit. Ein Stück über den Verlust und das Verlieren, über das Suchen, über Verwandeln und Wiederfinden in anderer Gestalt. Ein Stück über Metamorphosen und wohin sie (uns) treiben: SIE sieht IHN. ER sieht SIE. In der langen Geschichte der Bühnenadaptionen von Apoll und Dafne sucht Das Schweigen der Dafne nach neuer Verortung. Komposition, Libretto, Darsteller, Musiker vor ungewohnten Herausforderungen: Wie verwandlungs­fähig sind singender und tanzender Körper? Eine Frage, die das Stück übersetzt in eine veränderte Balance von Konzeption und Konzept, Komposition und Improvisation.

Annick Pütz – Dafne / Alexander Steindorf – Apoll / Anna Magdalena Beetz – Regie / Christina C. Messner – Komposition und Violine / Janko Hanushevsky – E-Bass / Dorrit Bauerecker – Akkordeon / Arturo Portugal – Schlagwer / Georg Beck – Libretto / Annick Pütz – Choreographie / Monika Frenz – Bühne / Ele Bleffert – Kostüme

https://vimeo.com/503902577